Die periodische Augenentzündung
"Mondblindheit"

Die Krankheit:
unheilbar, Ursachen ungeklärt, Erkennen schwierig
sind Entzündungszustände der mittleren Augenhaut
Pferde im Alter bis 7 Jahren werden befallen, eher mehr männliche Tiere
tritt periodisch auf
kann zu völliger beidseitiger Erblindung führen
verschiedene Methoden zur Linderung und Verzögerung: fragen Sie Ihren Tierarzt.
Innere Organe sind geschwächt, vor allem Nieren und Leber, Immunsystem



 

Der Dicke 1992 (mit Fliegenschutzmaske) mit seiner Appaloossas-Zuchtstutenherde mit Fohlen in Chez-le-Zuber, Vermes, JU.

Symptome:
Plötzlicher Beginn, eher nachts als tagsüber, am Morgen ist meistens ein Auge geschlossen und bis zur Grösse eines Tennisballes angeschwollen. Im Verlauf der Krankheit wird meistens auch das andere Auge befallen. Bindehaut ist stark gerötet, starkes Tränen, Lichtscheue, Fieber. Es kann sein, dass beide Augen sich entzünden, wobei ein Auge an periodischer Augenentzündung leidet, das andere "nur" an Bindehautentzündung.

Es tritt eine Trübung des Glaskörpers ein, die Trübung ist rauchig oder flockig, "Wolken", die Netzhaut des Pferdes ist jedoch intakt, kann die Trübung entfernt werden oder senkt sie sich wie bei meinem Pferd nach längerer Zeit, kann das Pferd wieder sehen/ darüber hinaussehen. Allenfalls ist die Pupille stark verengt, eventuell nicht mehr funktionsfähig.
Bei hohen Ozonwerten und im Sommerhalbjahr ist die Anfälligkeit für einen Entzündungsschub grösser.


 

 


Krankheitsverlauf:
Bei sachgemässer Pflege klingen die Entzündungserscheinungen vom 5. Tag an ab und sind nach 14 Tagen verschwunden.
Die Entzündung kann aber auch bis 2 Monate andauern.
Das Sehvermögen kehrt zum Teil zurück, leider nie vollständig. Nach einem Anfall ist die Sehspalte verengt. Die Anfälle wiederholen sich solange, bis das Auge erblindet ist, innert Wochen- oder Monatsfrist. Auch nach vollständiger Erblindung kann sich das nun blinde Auge immer wieder entzünden und muss als Notfall behandelt werden. Das Pferd leidet und hat starke Schmerzen. Ob das Pferd blind ist, kann leicht mit einer Taschenlampe im Stall festgestellt werden: Es müssen sich im Auge 3 Fenster (des Stalles  oder so) spiegeln.

Durch sorgfältige Behandlung kann meiner Erfahrung nach die Periode auf mehr als Jahresfrist ausgedehnt werden.

Was meinem Pferd hilft:

  • häufigeres Entwurmen
  • freies Wählen des Aufenthaltsortes im "geschützten Offenstall" (siehe separater Beitrag), Vorhänge an allen Ein- und Ausgängen, je nach Stallklima schwere Plastikstreifen oder Wolldeckenvorhänge, der Stall sollte innen trocken und im Sommer kühl sein.
  • "Kopfputz" tragen. Vorsicht: Es kann sein, dass die Kopfputze die Gesundheit gefärden. Mit starkem Klettverschluss, sodass es aufgeht, sollte das Pferd hängenbleiben; ohne gleich aufzugehen, wenn das Pferd sich kratzt. Genügend steif, sodass es das Auge nicht berührt. Genügend gepolstert, sodass auch beim tagelangen Tragen kein Überbein auf dem Nasenrücken entsteht und auch sonst keine Scheuerstellen. Der Kopfputz sollte nur solange wie nötig vom Pferd getragen werden, und nicht solange wie möglich. Auch mit Kopfputz darf mein Pferd im Hochsommer zwischen 11 und 16 Uhr nicht auf die Weide gesperrt oder geritten werden. Mein Pferd hielt sich gerne an einer zugigen Stelle im Schatten auf, manchmal hielt er nur gerade die Augen im Schatten oder gerade noch die Nase an der Sonne.
  • homöopathische Kuren
  • schonendes Reiten
  • allgemein ist das Pferd anfälliger und muss besser gepflegt und hochwertiger gefüttert werden
  • Insektenschutz
  • Pferd muss immer trinken können

Es empfielt sich in den heisseren Monaten und in den Sommermonaten nur frühmorgens oder spätabends auszureiten (eventuell sogar mit Kopfputz/ Fliegenmaske ausreiten). Sömmerung/ Alpung ist nur zu empfehlen, wenn ein fliegengeschützter Stall ständig zugänglich ist.  Im Hochsommer hiess das konkret, dass ich jeweils mit dem Dicken in aller Frühe ausritt und spätestens um 07.30 Uhr wieder zurück im Stall war.



Niemals:

  • Das Pferd in einer Aussenboxe halten, die der Sonneneinstrahlung oder dem ungehinderten Zuflug von Insekten ausgesetzt ist.
  • Das Pferd auf eine Weide sperren ohne Zugang zu einem dunklen kühlen insektengeschützten Stall, vor allem in den Sommermonaten.

  • Das Pferd in einer dunstigen und/ heissen Stallung halten
  • Dem Pferd stundenlang keinen Zugang zu Wasser gewähren.

Häufige Fehler:

  • Pferd wird in sonniger Aussenboxe gehalten, obere Türe offen, kein Vorhang, Boxe zu heiss / an Südseite
  • Auge wird nicht oder unsachgemäss behandelt
  • Pferd wird im Sommer über den Mittag geritten, im Hochsommer tagsüber geritten
  • Pferd wird auf die Weide gestellt bzw. überhaupt, ohne Rückzugsmöglichkeit an einen fliegengeschützten und sonnenlichtgeschützten Ort, auf eine Weide gesperrt
  • ungenügende Fütterung
  • Überarbeiten
  • kein Fliegenschutzmittel
  • Pferd wird der Sonne ausgesetzt
  • Blindes Pferd alleine ausreiten. Ist das Pferd auf beiden Augen erblindet, nur in Begleitung und am besten als Handpferd ausreiten, wenn überhaupt. Nur dort bewegen, wo das Pferd sich sicher fühlt und solange es sich sicher fühlt. Ideal ist ein vertrautes "Blindenführgspänli", wie mein Pferd es anfangs hatte.

Wenn das Auge des Pferdes sich entzündet hat: Notfall! Tierarzt sofort rufen

  • Schwellung / Auge kühlen mit kaltem Wasser, nur vorsichtiges Betupfen mit sauberem Schwämmchen oder Tuch, oft wiederholen
  • eventuell Kamillosan- Lösung mit sehr viel Wasser verdünnt zum Kühlen verwenden
  • Mischung aus homöopathischen Augentropfen mit Kamille und Wasser hat sich sehr bewährt
  • Löwenzahnwasser
  • Kopfputz anziehen und geeignetes Insektenschutzmittel verwenden/ Stall abdunkeln solange lichtscheu
  • Notfall! Tierarzt sofort beiziehen, es kann am nächsten Tag zu spät sein!
  • Schonen, das Pferd darf nicht geritten oder gearbeitet werden
  • Das Pferd eventuell an einem dunklen kühlen zugfreien insektengeschützten Ort aufstallen
  • Anweisungen des Tierarztes befolgen: in der Regel muss dem Pferd mehrmals pro Tag eine Augensalbe verabreicht werden, genaues Einhalten der Abstände ist sehr wichtig. Die Behandlung dauert mind. 5 Tage, früher musste 5x täglich Augensalbe verabreicht werden, heute genügt 3 Mal idR. Das ausreichende Salben ist sehr wichtig. Lassen Sie sich genau zeigen, wie die Salbe auf die Nickhaut aufgetragen wird, und wie diese - die Nickhaut -  "sichtbar" gemacht wird mit 2 Fingern.
    Sprengspritze: half leider meinem Pferd nicht (im Tierspital, Spritze ins Auge, Abwarten bis 10 Tage und hoffen, dass das Sehvermögen zurückkehrt, die Wolken aufgetrieben werden)

 

Aussichten für ein Pferd mit der Diagnose "periodische Augenentzündung":

Das Pferd darf nur schonend eingesetzt werden. Es kann auch mit dieser Krankheit lange leben. Mangels Daten ist es der konventionellen Medizin leider nicht möglich, eine Prognose für 10 Jahre oder 20 Jahre zu stellen. Nach meiner Erfahrung, die auch einfach nur ein Glücksfall sein kann, haben sich die sogenannten "Wolken" nach einigen Jahren gesenkt. Das Pferd konnte wieder etwas sehen bzw über die Wolken hinaus sehen: auf Weiss hat es zuerst reagiert, es hat irgendwann angefangen, über weisse Bodenmarkierungen speziell aufmerksam zu treten. So ist mir überhaupt aufgefallen, dass er wieder etwas sehen kann. Mein Pferd wurde sehr schonend geritten und sehr gut gefüttert, häufiger entwurmt, es wurden mehr Zusätze gefüttert, es wurde besonders gut gepflegt. Es lebte im geschützten Offenstall, wurde höchstens jeden 2. Tag geritten, hatte immer offene Weide und konnte jederzeit den Aufenthaltsort selber wählen. Im Unterschied zu allen anderen Pferde mochte mein Pferd es, im Durchzug im Schatten zu stehen. Es ging im Sommerhalbjahr tagsüber nie raus, dafür nachts. Es hat manchmal sogar im Winter lieber nachts draussen geweidet. Im Winterhalbjahr war es auch tagsüber auf der Weide anzutreffen. Es hat sehr lange gelebt und wurde 27/28 Jahre alt. Es hat ungefähr 10 Jahre lang wieder etwas gesehen und sich kaum mehr am Kopf angeschlagen, was anfangs ein Problem war. Das Sehvermögen ist jedoch nie komplett wiederhergestellt worden. Das Tierspital der Uni Zürich, das die Diagnose gestellt hatte, dass das Pferd zu 99% definitiv auf 1 Auge blind sei, konnte einige Jahre später, als dasselbe Pferd verletzungshalber eingeliefert wurde, nicht glauben, dass es diese Diagnose gestellt hatte, so gut konnte es wieder sehen.

 

Weitere Behandlungsmöglichkeiten: Augenoperation

 

Empfehlenswerte Literatur: zur Zeit leider noch keine, ausser "Naturheilkunde für Pferde" von Walter Salomon, ISBN 3-612-20117-4, ECON Taschenbuch Verlag GmbH, Düsseldorf, Originalausgabe 1986


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